Solarpaket, Energy Sharing und Förderdebatten: Wo steht Deutschland bei der Bürgerenergie?

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Solarpaket, Energy Sharing und Förderdebatten: Wo steht Deutschland bei der Bürgerenergie?

Die Energiewende in Deutschland schreitet voran, doch wie sieht es bei der Bürgerenergie aus? Das Solarpaket 1 der vergangenen Ampel-Bundesregierung soll den Ausbau der Photovoltaik beschleunigen. Gleichzeitig werden Konzepte wie Energy Sharing diskutiert, um die Beteiligung der Bürger an der Energiewende zu stärken. Eine Bestandsaufnahme.

In den vergangenen Jahren hat die Bürgerenergie in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen möchten sich aktiv an der Energiewende beteiligen und investieren in Erneuerbare-Energie-Projekte vor Ort. Laut einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) lag der Anteil der Bürgerenergie an der installierten Leistung erneuerbarer Energien im Jahr 2020 bei rund 42 Prozent.

Solarpaket soll Photovoltaik-Ausbau beschleunigen

Um den Ausbau der Photovoltaik weiter voranzutreiben, hat die Bundesregierung im Juni 2023 das sogenannte Solarpaket beschlossen. Es sieht unter anderem vor, dass ab 2026 auf allen geeigneten gewerblichen Neubauten eine Photovoltaik-Anlage installiert werden muss. Auch für private Neubauten soll eine solche Pflicht schrittweise eingeführt werden. Ziel ist es, den Anteil des Solarstroms am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern

Energy Sharing als Schlüssel für mehr Bürgerbeteiligung?

Ein vielversprechendes Konzept, um die Bürgerenergie zu stärken, ist das sogenannte Energy Sharing. Dabei schließen sich mehrere Haushalte oder Unternehmen zusammen, um gemeinschaftlich eine Photovoltaik-Anlage zu betreiben und den erzeugten Strom untereinander aufzuteilen. Bisher war dies rechtlich nur eingeschränkt möglich. Im Rahmen des Solarpakets soll nun jedoch der regulatorische Rahmen für Energy Sharing verbessert werden.

Experten sehen in dem Konzept großes Potenzial, um die Akzeptanz der Energiewende zu erhöhen und mehr Menschen an den Vorteilen der dezentralen Energieerzeugung teilhaben zu lassen. Gerade in Mehrfamilienhäusern oder Quartieren könnte Energy Sharing dazu beitragen, dass auch Mieter von günstigen Strompreisen profitieren.

Debatte um Fördermittel für Bürgerenergie

Trotz der positiven Entwicklungen gibt es jedoch auch Kritik an der aktuellen Förderpolitik für Bürgerenergieprojekte. Zwar wurden die Fördersätze für Photovoltaik-Anlagen im Rahmen des Solarpakets angehoben, doch aus Sicht vieler Akteure reicht dies nicht aus, um den Ausbau weiter zu beschleunigen. Zudem würden Bürgerenergiegenossenschaften benachteiligt, da sie häufig höhere Projektentwicklungskosten hätten als große Investoren. Hier fordern Verbände wie der Bündnis Bürgerenergie eine stärkere Unterstützung, beispielsweise durch spezielle Förderprogramme oder eine Bevorzugung bei der Flächenvergabe.

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Bürgerenergie in Deutschland an Dynamik gewinnt. Mit dem Solarpaket und der Diskussion um Energy Sharing wurden wichtige Weichen gestellt, um die Beteiligung der Bürger an der Energiewende weiter zu stärken. Entscheidend wird sein, dass die politischen Rahmenbedingungen kontinuierlich weiterentwickelt werden und Bürgerenergieakteure die nötige Unterstützung erhalten. Dann kann die Bürgerenergie zu einem Anker für eine dezentrale, demokratische und nachhaltige Energieversorgung werden – und die Energiewende in der Mitte der Gesellschaft verankern.


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