Die Bürgerenergie spielt eine Schlüsselrolle für das Gelingen der Energiewende. Doch welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um ihr volles Potenzial zu entfalten? Klare Regeln für Anleger sind dabei entscheidend.
Bürgerenergieprojekte leisten einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und zur Erreichung der Klimaschutzziele. Sie fördern die Akzeptanz der Energiewende und ermöglichen eine breite Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Doch um ihr volles Potenzial zu entfalten, braucht die Bürgerenergie stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Wie eine Analyse des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigt, sind dafür klare Regeln für Anleger entscheidend.
Herausforderungen für Bürgerenergieprojekte
Im Vergleich zu großen Investoren stehen Bürgerenergieprojekte vor besonderen Herausforderungen. Sie verfügen meist über begrenzte Kapitalressourcen und sind auf die Beteiligung vieler einzelner Anleger angewiesen. Zudem fehlt es oft an spezialisiertem Fachwissen, da die Projekte häufig ehrenamtlich und dezentral organisiert sind.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen und gleichzeitig das Engagement der Bürgerinnen und Bürger zu fördern, braucht es gezielte politische Maßnahmen. Dazu gehören verbindliche Ziele für den Ausbau der Bürgerenergie, angepasste Rahmenbedingungen sowie eine stärkere digitale Vernetzung.
Bürgerenergie als Schlüssel für die Akzeptanz der Energiewende
Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energiewende ist entscheidend für deren Akzeptanz. Bürgerenergieprojekte schaffen Identifikation und erhöhen die Bereitschaft, den notwendigen Wandel mitzutragen. Durch die direkte Einbindung vor Ort entstehen zudem vielfältige Impulse für die regionale Wertschöpfung und die Gestaltung einer nachhaltigen Energieversorgung.
Um dieses Potenzial zu heben, sollten Bürgerenergiegemeinschaften gezielt gestärkt werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit des Energy Sharing, bei dem der gemeinsam erzeugte Strom über das öffentliche Netz genutzt werden kann. In Kombination mit zeitvariablen Netzentgelten und einer intelligenten Infrastruktur könnten so Anreize geschaffen werden, den Stromverbrauch flexibel an die Erzeugung anzupassen.
Bürgerenergie fördert Krisenresilienz
Dezentrale Bürgerenergie macht die Energieversorgung widerstandsfähiger gegen Krisen. Einerseits verringert sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Andererseits fördert sie soziale Inklusion und eine gerechtere Verteilung von Ressourcen. So entsteht ein stabiles, gerechtes und zukunftsfähiges Energiesystem, das ökologisch und sozial nachhaltig ist.
Um das Potenzial der Bürgerenergie auszuschöpfen, muss die Politik auf mehreren Ebenen aktiv werden:
- Erstens sollte die Bundesregierung messbare, rechtsverbindliche Ziele für die Bürgerenergie definieren. Diese dienen als Steuerungsinstrument, zeigen Fortschritte auf, decken Defizite auf und stärken die Verbindlichkeit politischer Maßnahmen.
- Zweitens erfordert Bürgerenergie spezielle Rahmenbedingungen. Denn sie steht vor anderen Herausforderungen als große Investoren im Erneuerbare-Energien-Sektor. Während Konzerne über viel Kapital und Fachwissen verfügen, sind Bürgerprojekte meist dezentral organisiert, gemeinwohlorientiert und auf lokale Beteiligung angewiesen. Die Politik sollte die Rahmenbedingungen im Energiesektor analysieren und gezielt an die Bedürfnisse der Bürgerenergie anpassen.
- Drittens braucht es eine zügige digitale Vernetzung und einheitliche Standards für die Marktkommunikation. Nur so lassen sich Bürgerenergieanlagen effizient ins Energiesystem integrieren. Der Smart-Meter-Rollout muss vorangetrieben und Mitgliedern von Energiegemeinschaften Echtzeitdaten zu Erzeugung und Verbrauch bereitgestellt werden.
Bürgerenergie ist ein Schlüssel für eine gerechte und zukunftsfähige Energiewende. Doch damit sie ihr Potenzial entfalten kann, muss die Politik jetzt klare Regeln für Anleger schaffen, Ziele definieren, Rahmenbedingungen anpassen und die digitale Vernetzung vorantreiben. Nur so gelingt der Wandel zu einem stabilen, inklusiven und nachhaltigen Energiesystem.
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