In der aktuellen BayWa-Krise bangen auch viele Kleinanleger um ihr investiertes Geld. Sie hatten in Wind- und Solar-Parks der Tochtergesellschaft BayWa r.e. investiert. Doch die Zukunft dieser Projekte ist nun ungewiss.
Von der finanziellen Schieflage des Agrar- und Baustoff-Konzerns BayWa sind nicht nur die Aktionäre betroffen, sondern auch zahlreiche Kleinanleger. Sie hatten in den vergangenen Jahren in Erneuerbare-Energien-Projekte der BayWa-Tochter BayWa r.e. investiert, wie die Onlineausgabe des Bayerischen Rundfunks (BR) berichtet. Nun müssen sie um ihr Geld bangen.
Crowdfunding: Attraktive Renditen mit hohem Risiko
Die BayWa r.e. hatte Privatanlegern die Möglichkeit geboten, sich über Crowdfunding an der Finanzierung von Wind- und Solar-Parks zu beteiligen. Das Unternehmen warb mit attraktiven Verzinsungen und stellte die Projekte als “Bürgerbeteiligung” dar. Doch im Kleingedruckten zeigte sich, dass es sich nicht um echte Beteiligungen handelte, sondern um Nachrangdarlehen. Diese sind riskante Anlageform und birgen das Risiko eines Totalverlust des eigenen Investments.
Fachanwalt Peter Mattil spricht laut BR in diesem Zusammenhang von einem “Auswuchs des grauen Kapitalmarkts”. Die BayWa r.e. betont zwar, dass die Projektgesellschaften eigenständig finanziert seien und nicht für Verbindlichkeiten des Konzerns haften würden. Dennoch bleibt die Sorge der Anleger angesichts der angespannten finanziellen Lage des Mutterkonzerns groß.
Expansionskurs führte in die Krise
Die BayWa hatte in den vergangenen Jahren stark expandiert und sich zu einem international agierenden Konzern entwickelt. Doch dieser Wachstumskurs, der maßgeblich vom ehemaligen Vorstandschef Klaus Josef Lutz vorangetrieben wurde, erfolgte vor allem auf Pump. Als die Zinsen stiegen, geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Aktuell kämpft die BayWa mit einem Schuldenberg von über fünf Milliarden Euro.
Wirtschaftswissenschaftler sehen die Probleme jedoch nicht allein bei der Erneuerbaren-Energien-Sparte. “Das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat”, meint etwa Professor Manuel Theisen laut BR. Seiner Einschätzung nach befand sich das Unternehmen schon länger auf einem riskanten Kurs.
Kleinanleger prüfen rechtliche Schritte
Für viele Kleinanleger, die ihr Geld in der Hoffnung auf stabile Renditen bei der BayWa r.e. angelegt hatten, ist die aktuelle Situation ein Schock. Sie fühlen sich getäuscht und unzureichend informiert. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz prüft nun im Auftrag betroffener Anleger mögliche rechtliche Schritte gegen den Konzern. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, zu spät über die Probleme informiert und ein mangelhaftes Risikomanagement betrieben zu haben.
Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die BayWa dringend einen Weg aus der Krise finden muss – nicht nur im Interesse der Aktionäre, sondern auch der vielen Kleinanleger, die um ihre Ersparnisse bangen.
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