Der Windenergie-Ausbau in Deutschland kommt trotz positiver Signale nur schleppend voran. Dennoch gibt es Anlass zur Hoffnung.
Die Windkraft in Deutschland steckt nach wie vor in einem Dilemma. Einerseits wurden im ersten Halbjahr 2024 rund ein Drittel mehr Genehmigungen für neue Windparks erteilt als im Vorjahreszeitraum, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) berichtet. Auch die Zahl der Firmen, die Windparks für den Eigenbedarf beantragen, erreichte mit 4.200 Megawatt einen Rekordwert. Diese positiven Trends lassen für 2025 einen deutlichen Zuwachs an neuen Windenergieanlagen erwarten.
Kürzung des Ausschreibungsvolumens stößt auf Kritik
Andererseits hat die Bundesnetzagentur das Ausschreibungsvolumen für die kommende Windenergie-an-Land-Ausschreibung von ursprünglich 4.093 auf 2.708 Megawatt reduziert. Der BWE kritisiert diese Entscheidung als kontraproduktiv, da aktuell Genehmigungen für rund 5.600 Megawatt vorliegen, die an der Ausschreibung teilnehmen könnten. BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek betont, dass die Windbranche sich längst aus dem Tal der Tränen herausgearbeitet habe. Die Rekordzahlen bei Neugenehmigungen und Zuschlägen im ersten Halbjahr 2024 sprächen eine deutliche Sprache. Vor diesem Hintergrund sei die Volumenkürzung unverständlich.
Herausforderungen bei der Projektumsetzung
Als Gründe für die leichte Unterzeichnung der ersten beiden Ausschreibungsrunden 2024 sieht der BWE unter anderem Verzögerungen in der Lieferkette, insbesondere bei Umspannwerken. Deren Lieferzeiten von rund 18 Monaten erschweren es Investoren, Bauprojekte fristgerecht abzuschließen. Ein weiteres Hemmnis sind die sich um bis zu zwei Jahre verzögernden Netzanschlüsse für Offshore-Windparks. Auch dies dürfte den Ausbauplan weiter nach hinten verschieben. Zudem lösen erste geplante Windräder chinesischer Hersteller vor Borkum Sicherheitsbedenken aus.
Ampelregierung schafft verbesserte Rahmenbedingungen
Dennoch gibt es Anlass zur Hoffnung: Die Ampelregierung hat endlich für eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und eine Verringerung des bürokratischen Aufwands gesorgt. In Einzelfällen werden Windparks sogar innerhalb eines Jahres genehmigt – ein deutlicher Fortschritt gegenüber den bisherigen Verfahrensdauern von bis zu fünf Jahren an Land und noch länger auf See.
Diese Verbesserungen sind das Ergebnis einer neuen Windpolitik, nachdem die Vorgängerregierungen den Ausbau jahrelang verschlafen hatten. Langjährige Genehmigungsverfahren, zu wenige ausgewiesene Flächen und politische Stimmungsmache gegen die Windkraft hatten den Widerstand von Anwohnern befeuert und den Fortschritt ausgebremst.
Niedrige Börsenstrompreise belasten Bundeshaushalt
Allerdings sieht sich die Bundesregierung bereits mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Der durch den hohen Anteil günstiger Erneuerbarer verursachte niedrige Börsenstrompreis führt über die EEG-Förderungen zu Milliardenkosten für den Bundeshaushalt.
Es bleibt abzuwarten, wie die Politik mit dieser Situation umgehen wird. Klar ist jedoch, dass der konsequente Ausbau der Windenergie unverzichtbar ist, um die Klimaziele zu erreichen und die Energiewende voranzutreiben. Trotz aller Hindernisse stimmen die jüngsten Entwicklungen vorsichtig optimistisch, dass Deutschland auf dem richtigen Weg ist.
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