Die Akzeptanz für erneuerbare Energien in der Bevölkerung ist häufig größer als angenommen. Doch wie können Anwohner noch besser in die Planung von Windkraft- und Solaranlagen eingebunden werden, um Vorbehalte weiter abzubauen?
Laut Prof. Gundula Hübner, Psychologin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der MSH Medical School Hamburg, zeigen Umfragen, dass eine Mehrheit der Menschen erneuerbare Energien befürwortet – sowohl bundesweit als auch in betroffenen Regionen. “Die Minderheit kann schon mal groß sein – wir hatten einen Fall, da waren es 40 Prozent. Aber 60 Prozent waren auch dort letztlich neutral oder dafür”, erläutert Hübner im Interview mit MDR.de. Allerdings seien Gegner oft aktiver, was die öffentliche Wahrnehmung verzerren könne.
Mehrwert für die Region schaffen
Aktuell planen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gesetzliche Regelungen, die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen zu Abgaben an die Standort-Kommunen verpflichten sollen. Für Hübner ist das ein wichtiger Schritt: “Dass die Menschen, die vor Ort die Anlagen sehen, auch etwas davon haben. Das ist ein wichtiger Beitrag, damit das als fair empfunden wird.” Ob das Geld direkt an die Bürger fließt oder in Infrastruktur wie Kitas investiert wird, sollten die Kommunen selbst entscheiden. Entscheidend sei, dass die Allgemeinheit profitiert.
Bürger frühzeitig beteiligen
Mindestens ebenso wichtig wie finanzielle Anreize ist laut der Expertin aber die Einbindung der Anwohner in die Planung. “Ein ganz wichtiger Punkt ist, die Menschen vor Ort nicht erst einzubeziehen, wenn ein Eignungsgebiet ausgewiesen ist und der Park schon geplant wird.” Stattdessen sollten die Bürger schon früh im informellen Verfahren Mitsprachemöglichkeiten erhalten: Welche Standorte kommen infrage, welche sind zu sensibel? Wie könnten die Anlagen konkret gestaltet werden?
“Es gilt, die Erfahrungen der Menschen als Experten vor Ort einzubeziehen”, betont Hübner. Sie berichtet von einem Projekt im bayerischen Landkreis Ebersberg, wo junge Leute in die Planung einbezogen wurden. Die Idee: Eine faire Verteilung von Solarflächen entlang der Autobahn sowie jeweils ein Windrad pro Kommune. Auch wenn sich das konkret nicht umsetzen lässt, zeige es doch beispielhaft, wie wertvolle Impulse aus der Bevölkerung den Prozess bereichern können.
Mehrheitsmeinung sichtbar machen
Ein weiterer Ansatz, um Vorbehalte abzubauen, ist die stärkere Sichtbarmachung der tatsächlichen Stimmungslage. Viele Menschen unterschätzen laut Hübner die Akzeptanz für erneuerbare Energien in ihrem Umfeld: “Wenn wir die Informationen vermitteln, wo die Mehrheit steht, dann sind die Menschen, die ja mehrheitlich neutral oder dafür sind, ganz anders unterstützt, ihre Meinung zu sagen. Es geht also auch darum, die tatsächlichen Mehrheiten sichtbar zu machen.” So lasse sich auch demokratische Meinungsbildung fördern.
Kommunale Abgaben, frühzeitige Bürgerbeteiligung und das Sichtbarmachen von Mehrheitsmeinungen – das sind laut Psychologin Gundula Hübner wichtige Bausteine, um die Akzeptanz erneuerbarer Energien weiter zu stärken. Denn klar ist: Ohne einen zügigen Ausbau von Wind- und Solarenergie wird die Energiewende nicht gelingen. Umso wichtiger ist es, die Menschen dabei mitzunehmen – indem man sie als Experten vor Ort anerkennt und einbindet.
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