Die erneuerbaren Energien erreichen einen neuen Meilenstein in der Stromversorgung Deutschlands. Trotz des Rekords gibt es noch Herausforderungen zu meistern.
Im ersten Halbjahr 2024 haben erneuerbare Energiequellen wie Solar, Wind und Biomasse einen beachtlichen Anteil von 58 Prozent am Stromverbrauch in Deutschland gedeckt. Dieser Rekordwert zeigt die beeindruckenden Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung, wie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) berichten. Dennoch betonen Experten, dass für eine stabile Versorgung weiterhin flexible Gaskraftwerke als Backup benötigt werden, insbesondere wenn Sonne und Wind nicht ausreichend Strom liefern können.
Windenergie und Photovoltaik als Hauptakteure
Den größten Beitrag zum Rekordergebnis leistete die Windenergie an Land mit einem Anteil von 24 Prozent am gesamten Stromverbrauch. Die Photovoltaik folgte mit 14 Prozent, während Biomasse 9 Prozent, Wasserkraft und Offshore-Windenergie jeweils 5 Prozent sowie die Stromerzeugung aus Siedlungsabfällen 1 Prozent beisteuerten. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Erneuerbaren in jedem Monat des ersten Halbjahres über 50 Prozent lag und ab April sogar die 59-Prozent-Marke überschritt.
Dieser Erfolg ist laut BDEW-Geschäftsführerin Kerstin Andreae das Ergebnis des konsequenten Ausbaus von Windenergie und Photovoltaik in den vergangenen Jahren. Trotz eines leichten Rückgangs des Bruttoinlandsstromverbrauchs aufgrund der schwächelnden Wirtschaft und hoher Preise, konnte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um beeindruckende 30 Milliarden Kilowattstunden gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Besonders beeindruckend war die Entwicklung im Bereich der Solarenergie. Dank eines Rekordzubaus an Photovoltaik-Kapazitäten stieg die Stromerzeugung aus Sonnenenergie auf beachtliche 37 Milliarden Kilowattstunden an. Im Juni gelang es den Photovoltaikanlagen in Deutschland erstmals, die Marke von zehn Milliarden Kilowattstunden in einem einzigen Monat zu übertreffen. Auch die Wasserkraft trug mit zwölf Milliarden Kilowattstunden überdurchschnittlich stark zur erneuerbaren Stromerzeugung bei.
Flexible Gaskraftwerke als notwendige Ergänzung
Trotz des Rekordanteils der Erneuerbaren am Stromverbrauch betonen Experten, dass flexible Gaskraftwerke weiterhin unverzichtbar sind, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Da die Stromerzeugung aus Wind und Sonne naturgemäß Schwankungen unterliegt, braucht es gesicherte Leistung für Systemdienstleistungen und Zeiten mit geringer Erzeugung aus erneuerbaren Quellen. Hier können wasserstofffähige Gaskraftwerke eine wichtige Rolle spielen und die Grundlage für eine stabile und klimaneutrale Stromversorgung bis 2035 schaffen.
ZSW und BDEW weisen darauf hin, dass neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch die Entwicklung der erforderlichen Infrastruktur entscheidend ist. Nur wenn der erzeugte grüne Strom effizient transportiert und genutzt werden kann, lässt sich das volle Potenzial der Erneuerbaren ausschöpfen. Hier ist die Bundesregierung gefordert, verbliebene Hemmnisse beim Netzausbau konsequent zu beseitigen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Angesichts des Rückgangs der konventionellen Stromerzeugung und der endgültigen Stilllegung der letzten Kernkraftwerke im April 2023, wird deutlich, dass die erneuerbaren Energien die tragende Säule der zukünftigen Stromversorgung in Deutschland sein werden. Der Rekordanteil von 58 Prozent am Stromverbrauch im ersten Halbjahr 2024 ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg und zeigt, dass die Energiewende Fahrt aufnimmt. Gleichzeitig müssen wir uns der Herausforderungen bewusst sein und an Lösungen arbeiten, um eine stabile, bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.
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