Faktencheck: Französisches Gericht erklärt Windräder in Frankreich für illegal?

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Faktencheck: Französisches Gericht erklärt Windräder in Frankreich für illegal?

Ein französisches Gerichtsurteil soll angeblich Windenergieanlagen für ungesetzlich erklärt haben. Diese Behauptung kursierte zuletzt durch Nachrichtenplattformen und Soziale Medien. Aber hält diese Behauptung einer Überprüfung stand?

Einige Online-Quellen verbreiten die Nachricht, dass der französische Staatsrat, ein Verwaltungsgericht, die Nutzung von Windenergieanlagen auf dem Festland für illegal erklärt hat. Diese Behauptungen, die wohl ursprünglich auf einer WordPress-Seite einer französischen Umweltorganisation namens Fédération Environnement Durable (FED) veröffentlicht wurden, haben schnell an Aufmerksamkeit gewonnen. Doch wie mdr.de berichtet, scheint die tatsächliche Lage anders zu sein. Norbert Allnoch, ein Experte für Windenergie und Gründer des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR), stellt klar, dass keine Unregelmäßigkeiten im französischen Windenergiemarkt zu beobachten sind. Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen erfahren keine Verzögerungen, und die Arbeit in diesem Sektor geht ungestört weiter.

Die Realität hinter den Schlagzeilen des “Windradverbots”

Das umstrittene Urteil betrifft tatsächlich nur neu überarbeitete Lärmmessprotokolle, die bestimmte Formfehler enthielten. Diese Protokolle dienen der Standardisierung der Lärmmessmethoden bei der Errichtung von Windkraftanlagen. Die Intention war, durch präzisere Anforderungen an die Messgeräte eine höhere Qualität bei den Messungen zu gewährleisten. Allnoch erläutert, dass lediglich die Methodik der Schallmessung Gegenstand der Überprüfung war, nicht jedoch die gesetzlichen Lärmgrenzwerte selbst. Die Beanstandung führte letztendlich dazu, dass die Anpassungen der Protokolle als rechtlich unwirksam erklärt wurden, da sie nicht öffentlich zur Anhörung standen.

Windenergie in Frankreich: Aktueller Stand und Perspektiven

Die Nettostromerzeugung aus Windkraft lag in Frankreich im vergangenen Jahr bei zehn Prozent. In Deutschland wurde dieser Wert bereits vor zehn Jahren übertroffen, und aktuell stammt rund vierzig Prozent der Energie aus Windkraft. Frankreich hingegen setzt größtenteils auf Kernenergie, obwohl die bestehenden Atomkraftwerke veraltet sind und Neubauten sich als kostspielig und zeitaufwendig erweisen. Eine angebliche Illegalität der Windräder würde demnach den Ausbau der Windenergie als Alternative zur Kernkraft erheblich behindern. Es zeigt sich jedoch, dass Frankreich durchaus den Ausbau der Windkraft vorantreibt und bereits ein ähnliches Expansionstempo wie Deutschland erreicht hat.

Fazit: Keine Illegalität von Windkraftanlagen in Frankreich

Das Urteil des Verwaltungsgerichts stellt keine Windkraftanlagen infrage. Die “historische Entscheidung”, von der die FED spricht, bezieht sich lediglich auf einen Formfehler in den neuen Lärmmessprotokollen. Die alte Regelung von 2011 bleibt weiterhin gültig und eine Rechtslücke besteht nicht. Die französische Regierung plant sogar, die Windenergie besonders auf See auszubauen, wo Präsident Emmanuel Macron bis 2050 rund fünfzig Offshore-Windparks mit einer Leistung von vierzig Gigawatt realisieren möchte.


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