Aufgrund fehlender Netzanbindungen: Der Ausbau von Windenergie auf See stockt

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Aufgrund fehlender Netzanbindungen: Der Ausbau von Windenergie auf See stockt

Der Ausbau von Windenergie auf See kommt in Deutschland ins Stocken. Offshore-Windparks werden zwar errichtet, aber nicht ans Netz angeschlossen. Das gefährdet die ambitionierten Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030.

Erneuerbare Energien sollen in Deutschland massiv ausgebaut werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Doch beim Ausbau der Offshore-Windenergie hakt es gewaltig. Laut einem Status-Bericht des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard wurde im ersten Halbjahr 2025 kein einziges Windrad auf See ans Stromnetz angeschlossen. Die Zahl der betriebsbereiten Anlagen stagnierte bei 1.639.

Dramatische Verfehlung des Ausbauziels 2030

Noch alarmierender ist die Prognose für das Jahr 2030. Statt der anvisierten 30 Gigawatt installierter Leistung rechnet Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie Offshore (BWO), nur noch mit 19,5 Gigawatt – gut ein Drittel weniger als geplant. Als Paradebeispiel für die aktuellen Probleme gilt der Windpark „Borkum Riffgrund 3″. Die 83 Windräder des derzeit größten deutschen Windparks sind seit Januar 2025 betriebsbereit, aber mangels Netzanbindung nicht am Netz.

Grund für die fehlende Anbindung seien laut dem verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber Tennet unter anderem Lieferkettenprobleme aus der Corona-Zeit. Erst 2026 soll der Anschluss fertiggestellt werden. Die nun fehlenden 900 Megawatt Leistung müssen Kunden wie Amazon, Google und BASF zunächst anderweitig kompensieren – möglicherweise durch fossile Energieträger wie Gas. Ein herber Rückschlag für die Energiewende.

Handlungsbedarf für die Bundesregierung

Trotz dieser ernüchternden Bilanz geben sich die Deutsche Windguard und die Offshore-Verbände erstaunlich optimistisch. In einer Grafik zeigt die installierte Leistung nach 2030 einen steilen Anstieg, bei dem das Ziel von 40 Gigawatt bis 2035 sogar übertroffen wird. Doch unter Ökonomen gilt solch eine „Hockey-Stick-Planung“ als Warnsignal für unrealistische Erwartungen. Die Ziele werden immer weiter in die Zukunft verlagert, in der Hoffnung, sie doch noch zu erreichen.

Um die Ausbauziele nicht komplett zu verfehlen, muss die Bundesregierung nun schnell die Rahmenbedingungen verbessern, fordert Stefan Thimm. Insbesondere die Ausschreibungsverfahren für Offshore-Flächen und die Geldstrafen bei Fristüberschreitungen müssten angepasst werden. Nur so ließen sich die ambitionierten – und für den Klimaschutz unverzichtbaren – Ausbauziele noch erreichen.


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