Warnung für alle Anleger

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Warnung für alle Anleger

Berlin, 15.10.2020 – Auch ohne die Coronapandemie haben schon viele Initiatoren damit begonnen, die Anleger systematisch aus den Windparks zu verdrängen oder Ihren Einfluss systematisch zu reduzieren. Durch die Coronapandemie beschleunigt sich jedoch die Rückeroberung des Strommarktes durch Konzerne und große Initiatoren, die die Aufteilung des Marktes zu ihren Gunsten klar im Visier haben.

Angesichts der auslaufenden EEG-Einspeiseregelung nutzen viele Initiatoren und die Großkonzerne die Unkenntnis oder den schlechten Organisationsgrad der Anleger, um ihre Interessen rücksichtslos durchzusetzen.

Leider werden diese Vorgehensweisen auch noch durch große Teile der Politik unterstützt, weil keine Regelung für den Weiterbetrieb in der bisherigen EEG-Novelle vorgesehen ist.

Dies führt dazu, dass die Initiatoren leichtes Spiel haben und die Anleger mit fehlender Perspektive zusätzlich frustriert die vermeintlich schlechte Investition beenden und damit meist nochmals übervorteilt werden.

Da es sich um ca. 8.500 MW handelt, womit über 8.000 Windanlagen betroffen sind, sind fast alle alten Projekte aus den Boomjahren von 1998-2002 betroffen. Fast jeder Anleger erlebt derzeit, dass seine Geldanlage als ziemlich wertlos dargestellt wird, damit die Initiatoren, Zweitmarktakteure und leider auch zunehmend Beiräte, die andere Interessen verfolgen, billig aufkaufen.

Angesichts der vielen Anfragen zu diesem Thema wollen wir Ihnen einige Tipps geben:

Die Coronapandemie ist auch für Anleger ökonomisch sehr gefährlich!

Wir bekommen etliche Beschwerden und wissen aus eigener Erfahrung, dass viele Initiatoren die Gunst der Stunde rücksichtslos ausnutzen und mit teilweise irregulären Verfahren Anleger ausnehmen. Achten Sie darauf, dass keine wichtigen Beschlüsse mit Videokonferenzen oder Umlaufbeschlüssen ohne ausreichende Beteiligungs- u. Mitbestimmungsmöglichkeiten umgesetzt werden.

Einige Initiatoren lassen sogar so elementare Entscheidungen, wie Weiterbetriebsregelungen und Repoweringverträge per Videobeschluss fällen. Das ist nicht zulässig, denn die Abstimmungsmöglichkeit per Videoabstimmung ist in keiner Satzung enthalten, weil keiner so eine Pandemie berücksichtigt hat. Zuerst müsste eine Satzungsänderung erfolgen.

Aber auch der Beschluss mit einem Umlaufverfahren ist der Tragweite nur dann gerecht, wenn ausreichend informiert wurde und faire Diskussionen geführt werden können. Meistens ist dies nach unser Beobachtung jedoch nicht der Fall. Lassen Sie sich bitte auch nicht von vermeintlichen Sachzwängen austricksen. In den seltensten Fällen ist extreme Eile geboten. Es geht um die Erhaltung Ihrer Mitbestimmungsmöglichkeiten und Rechte.

Achten Sie auf Ihre Beiräte und aktive Anleger, die sich auffällig kooperativ gegenüber der Geschäftsführung verhalten. Wir müssen leider feststellen, dass immer mehr Beiräte gegen die Anlegerinteressen systematisch verstoßen. Es gibt zunehmend mehr Vielfachbeiräte, die selbst über große Aufkaufpotentiale verfügen, sich einkaufen und dann mit der Geschäftsführung oder Initiatoren zusammen arbeiten und zwar zu Ihrem Nachteil. Befragen sie also Ihre Beiräte ganz konkret, wie viele Beiratsmandate sie haben, warum Sie Beirat sein wollen, welche Ziele sie verfolgen und welche Expertise sie vorweisen können. Gerade von Geschäftsleuten aus dem Vertriebsbereich, mit eigenen Projekten oder Entwicklern müssen Sie besonders aufpassen. Je mehr Beiratsmandate, um so vorsichtiger sollten Sie sein. Prüfen sie die Aussagen dazu auch nach.

Auch faule oder unfähige Beiräte sollten Sie auswechseln und bekämpfen. Ein wirklich engagierter guter Beirat ist viel wert. Sofern Sie wirklich engagierte Beiräte haben, denen Sie vertrauen, dann sorgen Sie bitte auch für eine gute Bezahlung und einen Etat zur Durchsetzung Ihrer Interessen. Und helfen diesen Beiräten auch organisatorisch, in dem Sie Dauervollmachten erteilen oder einzelne Aufgaben mit übernehmen.

Weiterbetrieb:

Der Weiterbetrieb ist fast immer sinnvoll, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und da keiner die Zukunft kennt, sollte auf jeden Fall versucht werden, selbst mit einer schwarzen Null weiter zu betreiben, denn sobald sich der Vergütungspreis für den verkauften Strom – über welchen Vertriebsweg auch immer dies geschieht – erhöhen, können Sie Gewinne realisieren.

Lassen Sie sich also bitte niemals diese Optionen schlechtreden oder abkaufen. Natürlich sind damit auch einige Risiken verbunden, aber die sind in aller Regel geringer als die Chancen. Und wenn Sie doch verkaufen wollen, dann vorzugsweise an die Anleger, die weiterhin die Gesellschaft aufrechterhalten wollen und nicht an außenstehende.

Direktvermarktung:

Da für viele Windparks die garantierte Einspeisevergütung ausläuft, wird nach Abnehmern auf dem Strommarkt gesucht. Auch hier gilt es äußerst wachsam zu sein, denn hier kommt es auf die konkreten Bedingungen an. Im Strommarkt kann auch eine Zahl hinter dem Komma schon sehr bedeutend sein. Der Strommarkt ist ein Massenmarkt. Schon kleine Veränderungen in den Zahlen haben große Auswirkungen. Sorgen Sie dafür, dass sich jemand um die Vertragsdetails der Angebote kümmert, der weiß, worum es geht. Lassen Sie sich idealerweise nicht auf langfristige Verträge ein. Verlangen Sie immer mehrere Angebote und zwar nicht nur zwei schlechte, die dann schnell beweisen sollen, wie gut das Angebot der Geschäftsführung ist. Gerade in diesem Sektor sind viele Anbieter unterwegs. Es ist zwar zugegebenermaßen mühsam, aber lohnenswert viele Angebote einzuholen und zu prüfen.

Repowering:

Insbesondere technisch schlecht laufende Anlagen sollten ausgetauscht werden, sofern ein Repowering möglich ist, ohne den Standort zu verlieren. Lassen Sie sich aber nicht zu einem Ausschluss von unabhängigen Anbietern verleiten. Viele Initiatoren haben Anleger schon mehrfach übervorteilt und wollen dies bei dem Repoweringprojekt selbstverständlich wieder umsetzen. Sichern Sie sich daher immer Mehrheiten, damit Sie Ihren Einfluss auf die Elementarentscheidung nehmen können und falls Ihnen Experten fehlen, leisten sie sich diese.

Verkauf:

Sollte tatsächlich überhaupt kein sinnvolles Fortführen des Windparks möglich sein, dann achten Sie darauf, den Verkauf nicht ohne professionelle Bewertung ablaufen zu lassen. Ziemlich oft werden Windparks weit unter Wert verkauft. Wir können ihnen viele Beispiele von billig eingekauften Windparks zeigen, die hinterher äußerst rentable Projekte geworden sind.

Wiedererstarken der Großkonzerne:

All die beobachteten Phänomene finden Ihre Ursache in der beabsichtigten Zurückdrängung des Bürgers aus dem Strommarkt, den die Großkonzerne und einflussreiche Kreise der Politik betreiben. Sie wollen wieder die großen Vier etablieren, damit sie sich wieder den gesamten Strommarkt einverleiben und damit monopolartig die Gewinne wieder sprudeln lassen können. Fallen Sie bitte nicht auf die Propaganda herein. Die Bürgerbeteiligung war und ist immer noch eine Chance am Strommarkt beteiligt zu sein und Einfluss zu nehmen. Es wird zwar immer schwieriger, aber noch besteht die Chance, wenigstens einige Nischen zu erhalten.

Der Strompreis ist in Deutschland viel zu hoch, weil der Markt komplett falsch geregelt ist und die Akteursvielfalt zwar formal besteht, aber tatsächlich kaum unterstützt wird. Es liegt auch an uns Anlegern und vielmehr noch an den Verbrauchern und Politikern dafür Sorge zu tragen, dass diese einmalige Chance nicht in wenigen Jahren vergeben sein wird. Genau an dieser Wegegabelung stehen wir nämlich gerade jetzt.

Vor diesem Hintergrund würden wir uns sehr freuen, wenn Sie aktiv sich in die Auseinandersetzung eingreifen würden und sich mit uns gemeinsam engagieren würden.

Scheuen Sie sich nicht, wenn Sie Fragen zu diesem Bereich haben, sich mit uns in Verbindung zu setzen.