Studie: Bürgerenergie garantiert keine demokratische Energiewende

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Studie: Bürgerenergie garantiert keine demokratische Energiewende

Die Energiewende benötigt die breite Unterstützung der Bevölkerung, doch eine neue Studie zeigt, dass Bürgerenergie allein nicht ausreicht. Werden alle Schichten der Gesellschaft in Bürgerenergie-Projekten wirklich miteinbezogen?

Eine umfassende Untersuchung des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) legt dar, dass Energiegenossenschaften durch Bürger zwar eine tragende Rolle in der Energiewende spielen, aber nicht automatisch zu einer Demokratisierung der Energieversorgung führen. Die detaillierte Analyse der Mitgliederstruktur in solchen Projekten offenbart, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen überproportional vertreten sind. Die Forschungsarbeit, die auf rifs-potsdam.de zu finden ist, erörtert die Zusammensetzung und Motivation der Mitglieder von Bürgerenergie-Projekten und gibt Empfehlungen, wie eine größere Diversität erreicht werden kann.

Wer beteiligt sich an Bürgerenergie-Projekten?

Die Forscher Jörg Radtke und Nino Bohn haben die Teilnehmenden von 85 Bürgerenergie-Projekten in Deutschland nach Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Einkommen klassifiziert. Sie fanden heraus, dass vor allem ältere, männliche und akademisch gebildete Personen dominieren. Junge Menschen, Frauen und Personen mit geringerem Einkommen sind hingegen unterrepräsentiert. Diese ungleiche Verteilung wirft Fragen auf, da sie andeutet, dass die Interessen und Vorstellungen dieser Gruppen in den Projekten nicht gleichwertig berücksichtigt werden.

Unterschiedliche Motivationen und Ziele

Es zeichnen sich auch Differenzen in den Beweggründen der Mitglieder ab. Während ältere Mitglieder die idealistischen Aspekte von Bürgerenergieprojekten betonen, sind jüngere Menschen pragmatischer und fühlen sich weniger der lokalen Gemeinschaft verpflichtet. Männer und Frauen mögen ähnliche Motivationen haben, doch Frauen legen mehr Wert auf die demokratische Mitbestimmung. Die finanziellen Erträge spielen besonders für Männer und Personen mit höherem Einkommen eine größere Rolle, während nicht akademisch gebildete Mitglieder das Gemeinschaftsgefühl vorziehen.

Maßnahmen für mehr Vielfalt und Teilhabe

Um eine vielfältigere Beteiligung zu erreichen, ist es essenziell, dass Bürgerenergie-Projekte für alle sozialen Schichten zugänglich sind. Die Autoren der Studie empfehlen, gezielte Angebote für Menschen ohne akademischen Hintergrund zu schaffen und Strukturen aufzubauen, die auch für Laien einladend sind. Projekte sollten nicht nur als finanzielle Investitionen wirken, sondern auch die Identifikation mit dem Projekt fördern. Diversitätsprogramme und Mentoring könnten helfen, neue Zielgruppen anzusprechen und eine aktive Inklusionsarbeit zu betreiben.

Fazit: Mehr als nur Beteiligung gefordert

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass eine bloße Beteiligung an Bürgerenergie-Projekten nicht ausreicht, um eine Energiedemokratie zu garantieren. Es gilt, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass sich alle Bevölkerungsgruppen repräsentiert fühlen und aktiv mitgestalten können. Nur so lässt sich eine Energiewende realisieren, die demokratischen Prinzipien wirklich entspricht.


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