Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat bei “Maybrit Illner” die Energiepolitik der gescheiterten Ampel-Koalition scharf kritisiert. Seine Vorschläge für die Energiewende lassen jedoch an Sachkompetenz zweifeln und führen zu Kopfschütteln bei Experten.
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat der Union, nutzte seinen Auftritt in der ZDF-Sendung “Maybrit Illner” am Donnerstagabend, um die Energiepolitik der gescheiterten Ampel-Koalition zu kritisieren. Dabei stellte er den Fokus auf erneuerbare Energien infrage und plädierte für eine Öffnung gegenüber anderen Energieerzeugungsarten.
Merz’ fragwürdige Aussagen zur Windkraft
Besonders kontrovers waren Merz’ Äußerungen zur Windkraft, die er lediglich als “Übergangstechnologie” bezeichnete. “Ich glaube sogar, dass wir, wenn wir etwas richtig machen, eines Tages die Windkrafträder wieder abbauen können, weil sie hässlich sind und weil sie nicht in die Landschaft passen”, so der CDU-Chef. Diese Aussage lässt Zweifel an seinem Verständnis für die Bedeutung erneuerbarer Energien aufkommen und wirft die Frage auf, ob ästhetische Aspekte tatsächlich Vorrang vor Klimaschutz und nachhaltiger Energieversorgung haben sollten. Es ist eine Argumentationslinie, die in der Politik leider immer öfter – und das zum Leidwesen einer sachlichen Auseinandersetzung – benutzt wird: das Argument der diffusen Gefühlslage.
Stattdessen brachte Merz die Prüfung alternativer Energieerzeugungsmöglichkeiten ins Spiel, darunter auch die umstrittene Atomkraft. Er erwägt die Einrichtung von Small Modular Reactors (SMR), sieht aber eine Reaktivierung bereits abgeschalteter Atomkraftwerke skeptisch. Experten warnen jedoch vor den strukturellen Problemen der SMR-Technologie. Laut einer Studie für das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung wären tausend bis zehntausend SMR-Anlagen nötig, um die derzeitigen Reaktoren zu ersetzen – ein Szenario, welches realitätsferner kaum sein könnte.
Kernfusion als Wunderwaffe? Experten zweifeln
Als weiteren Ansatz nannte Merz die Kernfusion, für die sich die Union starkmachen wolle. Doch auch hier gibt es erhebliche Zweifel an der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit. Die Technologie befindet sich noch in einem frühen Forschungsstadium und es ist unklar, ob und wann sie tatsächlich zur Energieversorgung beitragen kann. Experten warnen davor, sich auf eine ungewisse Zukunftstechnologie zu verlassen, statt auf den Ausbau erneuerbarer Energien zu setzen.
Insgesamt stoßen Merz’ Pläne für die Energiewende auf breite Kritik. Wissenschaftler und Umweltverbände betonen, dass ein konsequenter Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie unverzichtbar ist, um die Klimaziele zu erreichen und eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. Eine Rückkehr zur Atomkraft oder das Setzen auf unsichere Zukunftstechnologien wie die Kernfusion werden als Irrwege angesehen.
Es bleibt abzuwarten, ob Friedrich Merz seine Positionen zur Energiewende überdenken und an die Realitäten anpassen wird. Seine bisherigen Äußerungen lassen jedoch Zweifel an seiner Sachkompetenz und seinem Verständnis für die Herausforderungen des Klimaschutzes aufkommen. Eine zukunftsfähige Energiepolitik erfordert mutige Schritte hin zu erneuerbaren Energien, statt Gefühls-geleitet an überholten Technologien festzuhalten.
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